Roger Langenegger von Solarify zur Energiewende

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“Die Energiewende ist eines der zentralen Projekte unserer Generation.”

“Für die Energiewende und den Umstieg auf eine dezentrale Energieproduktion braucht es unzählige Beiträge auf den unterschiedlichsten Ebenen, die Energiewende ist ein Gemeinschaftswerk.”

“Es gibt keine “One-fits-all Solution”, sprich keine einzige Technologie, die alle Herausforderungen löst, es braucht ein intelligentes Zusammenspiel aller verfügbarer erneuerbarer Energietechnologien.”

Fairpower: Welche Massnahmen müssen ergriffen werden, um die Energiewende umzusetzen? 

Roger Langenegger:
Die Energiewende ist eines der zentralen Projekte unserer Generation und die wichtigste Säule unserer Klimastrategie. Für die Energiewende und den Umstieg auf eine dezentrale Energieproduktion braucht es daher unzählige Beiträge auf den unterschiedlichsten Ebenen, die Energiewende ist ein Gemeinschaftswerk. Zudem gibt es keine “One-fits-all Solution”, sprich keine einzige Technologie, die alle Herausforderungen löst, sondern es braucht ein intelligentes Zusammenspiel aller verfügbarer erneuerbarer Energietechnologien.

Folglich braucht es als ersten Pfeiler eine substantielle Erweiterung der inländischen erneuerbaren Energien wie Solar und Wind, um die rund 70% fossilen Energieträger, die wir Stand heute noch im Energiemix haben, bis 2050 vollständig zu ersetzen und gleichzeitig den Atomausstieg zu schaffen.

Ein derartiger Ausbau von volatilen Energieformen wie Wind und Solar bedingt als zweiten Pfeiler eine Umgestaltung der Stromnetze. Hier braucht es vor allem den Aufbau eines “Smart Grids” mit möglichst vielen intelligent ansteuerbaren Erzeugungs-, Speicherungs- und Verbrauchereinheiten, um den Netzausbau möglichst ressourcenschonend und kosteneffizient zu gestalten.

Als dritter Pfeiler braucht es eine Steigerung der Energieeffizienz, damit für den gleichen Nutzen weniger Energie eingesetzt bzw. produziert werden muss.

Fairpower: Wie wichtig ist erneuerbare Energie? / Welche Rolle spielen erneuerbare Energien bei der Energiewende und welche Technologien sind am vielversprechendsten? 

Roger Langenegger:
Um die Gesellschaft und Wirtschaft zu dekarbonisieren und gleichzeitig aus der Atomkraft auszusteigen, führt kein Weg an erneuerbaren Energien vorbei. Folgerichtig steht sie aktuell global im Zentrum der politischen Debatten über die künftige Energieversorgung.

Photovoltaik hat in der Schweiz das grösste Ausbaupotenzial. Bis 2050 sollen gemäss dem neuen Stromgesetz 45 TWh erneuerbarer Strom (ohne Wasserkraft) produziert werden, der Löwenanteil dazu wird die Solarenergie beisteuern.

 

Fairpower: Wie können wir den Energieverbrauch reduzieren und Energie effizienter nutzen? 

Roger Langenegger:
Effizienzsteigerungen haben überall dort Potenzial, wo Stand heute noch viel Energie in einer Form entsteht, die in der jeweiligen Anwendung nicht nutzbar ist. Ein einfaches Beispiel: Bei einem Verbrennungsmotor verpufft 70 der eingesetzten Energie (hier Benzin oder Diesel) in Form von Wärme, die nicht genutzt werden kann, um das Auto anzutreiben. Ein E-Auto ist hier deutlich effizienter, ein moderner Elektromotor kann 90 - 95% der eingesetzten Energie (hier Strom) nutzen, um das Auto anzutreiben. Man geht daher davon aus, dass man mit einem E-Auto rund 5 mal weniger Energie braucht, um die gleiche Distanz zurückzulegen, als mit einem gleich grossen Auto mit Verbrennungsmotor. Der Umstieg auf E-Mobilität führt daher zwar zu einem Anstieg des Stromverbrauchs, senkt aber den Schweizer Gesamtenergiebedarf.

Ähnlich verhält es sich beim Umstieg von Öl- und Gasheizungen auf eine Wärmepumpe. Während Öl und Gas in der Schweiz nicht natürlich vorkommen und zu 100% aus dem Ausland importiert werden müssen, nutzt eine Wärmepumpe die Energie, die in ihrer Umgebung vorhanden ist. Der Umstieg auf Wärmepumpen braucht zwar ebenfalls mehr Strom, wird den Energieimport aber spürbar reduzieren.

Um den verfügbaren Strom in den Stromnetzen möglichst effizient zu nutzen, braucht es den Aufbau eines Smart Grids, in dem intelligent ansteuerbaren Erzeugungs-, Speicherungs- und Verbrauchereinheiten den verfügbaren Strom möglichst dahin lenken, wo er zu den kleinsten Verlusten genutzt werden kann. Damit ein solches System seinen Nutzen voll entfalten kann, braucht es dynamische Preissignale, welche netzdienliches Stromproduktions-, Speicherungs- und Verbrauchsverhalten belohnen.

 

Fairpower: Was sind die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende und wie können diese überwunden werden? 

Roger Langenegger:
Eines der grössten Hemmnisse ist, dass die Schweiz mit ihrer verhältnismässig kleinen Fläche insgesamt um die 652 verschiedene Netzbetreiber hat. Dies bedeutet auch: 652 unterschiedliche Prozesse, wie Produktions- und Speichereinheiten angemeldet, angeschlossen und abgerechnet werden. Obwohl es für gewisse dieser Schritte Standards gibt, hat dennoch jeder Verteilnetzbetreiber seine Eigenheiten, was viel Zeit und Nerven kostet. Zudem sind viele EWs eigentlich Kleinstbetriebe, welche oft weder das nötige KnowHow noch die Kapazität haben, um den vielfältigen Anforderungen der Energiewende wirklich gerecht zu werden. Die Konsequenz sind teils sehr lange Antwortzeiten auf Anschlussgesuche, kuriose Abrechnungsprozesse und teils erschreckend unqualifizierte Antworten auf technische Anfragen.

Weiter fehlen der Branche bereits heute hunderte von Fachkräften und es wird Jahre dauern, bis die Branche die für die Energiewende nötigen Fachkräfte aufbauen kann.

 

Fairpower: Was machen Sie persönlich für die Energiewende? 

Roger Langenegger:
Als Unternehmer bin ich bestrebt, mit Solarify.ch ein Unternehmen aufzubauen, mit dem ich meine eigenen Ambitionen in der Energiewende multiplizieren kann, um so einen nennenswerten Beitrag zur Energiewende der Schweiz zu leisten. Für GebäudeegientümerInnen bieten wir mit Solarify die schmerzfreieste Art, das eigene Gebäude zu solarifizieren: Bei uns brauchen die LiegenschaftseigentümerInnen weder Eigenkapital noch technische Expertise, um gratis zu einer crowdfinanzierten Solaranlage zu kommen. Für Personen ohne eigenes Dach bieten wir die einfachste Möglichkeit, wie man in Schweizer Solaranlagen investieren kann. Mit nur drei Klicks über unsere Plattform solarify.ch wird man zur SolarinvestorIn, bereits ab 500 CHF Investition.

Privat habe ich kein Auto und nutze wo möglich ÖV, der nochmals über eine bessere Energiebilanz als Elektroautos verfügt. Zudem verzichte ich seit Jahren aufs Fliegen - ich habe mein CO2-Budget beim Planeten als Jugendlicher bereits weitgehend ausgeschöpft durch Auslandssemester in Bolivien und Mexiko - und bin daher auch in den Ferien im Zug unterwegs. Mit Zug und Schiff ist man schnell weit, z.B. innert 1-2 Tagen gelangt man nach Griechenland, Südspanien oder Nordafrika - ganz ohne Flugzeug. Zudem bin ich Miteigentümer sowohl von diversen Schweizer Solaranlagen wie auch diversen Anlagen im Globalen Süden und produziere über diese Anlagen weit mehr Strom als ich selbst verbrauche - selbst wenn ich den Stromverbrauch für die Herstellung von mir erworbenen Produkte und Dienstleistungen miteinbeziehe.

 

Portrait 

Roger Langenegger ist Co-Geschäftsführer der Firma Solarify.

In seiner Rolle bei Solarify ist er massgeblich an der strategischen Ausrichtung und dem Wachstum des Unternehmens beteiligt.

Roger Langenegger ist beruflich und privat äusserst ambitioniert, um die Energiewende und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzugehen. Aktuell setzt er sich mit Solarify aktiv für das Solar Crowdfunding ein, um die Energiewende in der Schweiz voranzutreiben.

Solarify bringt DacheigentümerInnen mit KleininvestorInnen zusammen und realisiert auf gemieteten Dachflächen crowdfinanzierte Solarprojekte. Das Modell von Solarify bietet der Bevölkerung eine unkomplizierte, konkrete und rentable Möglichkeit, selbst Teil der Energiewende zu werden. Mit Panels von Solarify können Sie auch ohne eigenes Dach selber Solarstrom produzieren und damit einen regelmässigen Ertrag erzielen. Als DachbesitzerIn können Sie ihr Dach vermieten und kostenlos eine Solaranlage erhalten.